Wie Corona den Markt verändert

KIMOCON startete als Ansprechpartner für das Wohnen der Zukunft, im Mittelpunkt stand die ergonomische und vernetzte Küche.

Geschäftsführer Christian Hartmannsgruber erklärt im Interview, warum er die Marktentwicklungen durch das Corona-Virus zum Anlass genommen hat, ein neues Unternehmen zu gründen, das sich als Enabler von Unternehmen sieht.  

Warum hat die Pandemie Ihre Neuausrichtung befeuert?

Die Pandemie hat eine Befeuerung des Themas Smart Home ausgelöst. Unser Zuhause hat an Bedeutung gewonnen, und das wird auch so bleiben. Es ist nun auch Büro oder Schule geworden, ein Kochplatz. Zu Hause haben wir jetzt die perfekte Ausrüstung, bis hin zu Breitband-Internet.

Hier merken wir mit Corona einen Bedarf in den Branchen, Küchenmöbel sind ein Gewinner der Krise. Und die Themen Gesundheit, Komfort, Sicherheit, Nachhaltigkeit sind ja noch immer da.

Das Corona-Virus und die Folgen: Die Gesellschaft ist digitaler geworden, und diese Veränderungen sind gekommen um zu bleiben.

Das Kaufverhalten ist auch ein anderes geworden. Die 60jährigen werden nach Corona auch weiterhin online einkaufen. Die Technikgeneration ist nicht mehr die Generation bis 35 Jahre, sondern 70+. Das ist auch für uns positiv. Wir bleiben viel digitalisierter, werden nicht viel langsamer werden. Dadurch ergibt sich für uns eine viel größere Bandbreite an Kunden und Interessenten.

Durch die Pandemie neu dazugekommen ist das Thema Kommunikation, da wir nicht einfach Menschen treffen können. Ich sehe sogar, dass unter Freunden gezoomt wird, solche Meetings finden heute auch im privaten Umfeld statt. Diese Themen sind durch die Pandemie nun mit einer hohen Geschwindigkeit da, vor einem Jahr hätte man diese exponentielle Entwicklung noch nicht gesehen. Vieles wird auch nicht mehr gehen, sondern bleiben.

In diesen Themenfeldern müssen wir daher lernen, mit dem Handel und den Unternehmen zu diskutieren. Das sind heute Themen, die da und greifbar sind, und sie sind bereits monetär umsetzbar. Jeder kann sich ein kleines Stück vom Kuchen am Markt abschneiden – vorausgesetzt, alles was ich tue, ist Teil dessen, was hier am Markt passiert.

Sie haben ein neues Unternehmen gegründet, das sich als „Enabler“ für Unternehmen sieht. Wie ist diese Ausrichtung zu verstehen?

Wir haben ein Defizit beim Thema Smart Home. Es gibt keine guten offenen Systeme und es gibt kein Personal. Es spielt auch eine Rolle, dass es diesmal auch intern in den Unternehmen kein ausreichend qualifiziertes Personal gibt. Und das Thema ist nicht so trivial, es fällt den Unternehmen schwer, es richtig anzugehen.

Daher haben wir ein neues Unternehmen gegründet, das Unternehmen systemneutral auf ihrem Weg in die Thematik Smart Home unterstützt. So sehen wir uns als Partner, der dabei hilft, trotz der Neuausrichtung gut schlafen zu können. Wir helfen bei der Installation und Wartung, unterstützen bei Problemen und sehen uns daher als Enabler für kleine Unternehmen, um das Thema zu erwecken.

Wir konzipieren Lösungen für KMUs auf Augenhöhe. Die Produkte haben wir als White Label Lösung, herunterbrechbar auf viele unterschiedliche Produkte und Marken. Das könnten wir bis auf den kleinen Händler tun, also jeder kleine Handel kann seine eigene Lösung konzipieren. Unsere Services reichen bis hin zum Onlineshop, auch diese können wir für Kunden umsetzen.

Sie gehen von einem Mangel an kundenzentrierten Lösungen am Markt aus. Was sind ihrer Meinung nach die Gründe dafür?

Im Smart Home Bereich sind viele Unternehmen schon gekommen und gegangen. Die, die heute gut auf dem Markt stehen, sind Unternehmen, die über ihr Kerngeschäft in den Markt gegangen sind: Telekom, Weißware, die großen Plattformen, Energieanbieter, etc … Heute sind die Produkthersteller diejenigen, die den Markt treiben. Unternehmen wie Bosch oder Miele haben sehr einfach Smart Home mit in ihre Produkte einfließen lassen können, ohne ein besonders hohes finanzielles Risiko einzugehen. Sie haben sich das leisten können.

Es waren die Googles und Amazons dieser Welt, die sich dachten, über dieses Thema können wir mehr verkaufen. Also stellten sie ihren Kunden für ein paar Euros Speaker hinein, und der Kunde hat es dankbar angenommen. Diese stehen millionenfach in den Haushalten. Damit erhielten sie Kundendaten und konnten durch ihre Marktgewalt sehr einfach in den Markt gehen.

Auch für Bauträger war das Thema schon früh spannend. Sie haben die Themen Büromanagement und Gebäudemanagement webbasiert für den Endkunden weiterentwickelt. Das sind Lösungen, die die Unternehmen nicht gefährdet hätten, wenn es nicht funktioniert hätte. Auch diese Unternehmen sind mit wenig Risiko hineingegangen.

Deswegen gibt es viele Insellösungen am Markt, aber keinen richtigen Durchbruch. Jeder hat Lösungen für sich ausgearbeitet, aber nicht am Endkunden entlang entwickelt. Das ist für Smart Home aber zwangsläufig nicht die richtige Idee. Der Endkunde hat oft banale Ideen, und die Industrie sucht nach der einen Killer-Applikation. Der Kunde will mehr Sicherheit, Geld sparen, etc – das ist für große Unternehmen nicht so sexy. Der Markt hat sich daher nicht so entwickelt wie gedacht.

Wie könnten kundenorientierte Lösungen in der Praxis aussehen?

Smart Home bietet in vielerlei Hinsicht einen Mehrwert für den Endverbraucher.
Manche mögen es banal finden, dass jemand mit dem Handy einen Schrank oder eine Lade öffnet. Aber für Menschen mit Einschränkungen ist es von großem Vorteil. Vielleicht interessiere ich mich auch für eine Kindersperre der Laden, wenn ich selbst Kinder habe oder wenn meine Enkel zu Besuch kommen.

Oder ich will die Sicherheit, wenn ich aus meinem Urlaub komme, dass ich zu Hause keinen Wasserschaden, keinen Brand und auch keinen Einbruch hatte. Wir glauben, dass wir viel von unseren Kunden wissen, aber da gibt einen Mangel am Markt. Ich habe gelernt, dass ich nicht nur das große Ganze, sondern auch die Details betrachten muss.

Welche Chance sehen Sie für lokale Unternehmen im Bereich Smart Home?

Einer der markanten Schlüssel: Der Endkunde ist nicht willens, Gebrauchsanleitungen durchzulesen oder YouTube-Videos ansehen, um die Produkte zu nutzen. Das haben alle Player am Markt übersehen. Es gibt oft kein Servicepaket dazu, oder noch besser wäre: „Wir kommen zu dir. Wir stellen dir das perfekte System für dich ein.“

Das wurde von ganz vielen Unternehmen ignoriert. Alle dachten, der Kunde ist mündig, es gibt eine Community, etc. Die Zielgruppe 50 bzw. 55+, also die es sich leisten können, will kein Youtube-Video sehen.

Das ist die große Chance für lokale Unternehmen. Sie können über die Services den Endkunden an sich binden und Umsätze erzielen. So kann sich jedes kleine Unternehmen den großen Plattformen entgegenstellen.

Ihre Vision – wo sehen sie sich in 10 Jahren?

In 10 Jahren? Da würde ich sehr vorsichtig mit Vermutungen sein, denn in etwa 5 Jahren wird es meines Erachtens einen großen Sprung geben. Und zwar wenn die künstliche Intelligenz wirklich greift. Bestehende Lösungen und Produkte werden wirklich smart werden, Insellösungen werden zu Gesamtlösungen.
Ich erwarte ja von Smart Homes, dass die Systeme automatisiert und nicht per Knopfdruck agieren. Das ist Zukunftsmusik, wird aber in ein paar Jahren kommen. Darauf müssen wir uns vorbereiten. Heute geht es ja banal oft darum, den Router dahin zu bringen, dass er etwas tun kann. KI wird auch andere Themen nach sich ziehen. Deswegen ist es jetzt so wichtig, einen Mehrwert zu entwickeln.

Vielen Dank für das Gespräch!

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