Chancen für die Möbelwirtschaft

Der Zillertaler Unternehmer Roman Eberharter sorgt im Familienunternehmen “Betten Eberharter” seit vielen Jahren für den guten Schlaf seiner Kunden. Roman Eberharter wurde 2020 zum Präsidenten des europäischen Branchenverbandes, der FENA, gewählt.

Im Interview geht er auf die Chancen ein, die smarte Gebäude für die Möbelwirtschaft bedeuten.  

Warum ist es gerade jetzt wichtig für die Möbelbranche, sich mit Smart Home auseinander zu setzen?

Die Möbelbranche ist wie jede andere Branche gewissen Veränderungen unterworfen. Wir in Österreich sehen das Phänomen, dass die Großfläche der drei Großen – Lutz, Ikea und Kika/Leiner – rund 80 % des Marktes beherrschen.

Smart Home ist ein Trend, der am Markt für das Thema Wohnen, Einrichten & Interieur nicht mehr wegzudenken ist. Für mich besteht hier auch die Chance für die Möbelbranche, diese Themen aufzugreifen, um sich von den Großen der Branche abzuheben. Um regional und für den jeweiligen Kunden neue USPs (Anm.: eine Unique Selling Proposition / ein Alleinstellungsmerkmal) zu entwickeln, Nischen aufzutun und damit die eigene Unternehmensstruktur zu festigen.

Was derzeit intensiv diskutiert wird: Die heimische Wirtschaft und dadurch die regionale Wertschöpfung stärken. Erkennst du hier schon Trends am Markt? Welche Entwicklungen sollten sich Unternehmen genauer ansehen?
Die Integration von smarten Technologien unterstützt Unternehmen in der Möbelbranche, um sich von den Großen in der Branche abzuheben.

Bis dato wird das smarte Zuhause oftmals verknüpft mit Personen, die eine gewisse technische Affinität vorweisen. Smart Home bietet aber viel mehr als nur Alexa & Co. Smart Home bedeutet mehr Komfort in den eigenen vier Wänden, mehr Sicherheit, aber auch mehr Energieeffizienz. Und wenn man diese drei Themen betrachtet, dann wird klar, dass es viele Bausteine braucht, um ein Heim smart zu machen – also um eine Wohnung, ein Bürogebäude, eine Immobilie smart und vernetzt zu gestalten.

Gerade deshalb ist es wichtig, dass es Netzwerke gibt, von denen die unterschiedlichen Teilnehmer entlang der Wertschöpfungskette profitieren. Denn am Ende des Tages leben wir alle vom Endkunden. Und der Kontakt zum Endkunden ist oftmals ein Möbelplaner, ein Interieurplaner, ein Innenraum-Designer, der für den Endkunden als Generalunternehmer ein ganzes Gebäude, eine Büroanlage oder eine Wohnung einrichtet.

Und je mehr Netzwerke dieser Partner im Hintergrund hat, umso mehr Know-how und an gezielten Ideen und Problemlösungen kann er auch seinem Endkunden bieten – was gleichzeitig auch positiv für die vor- und nachgelagerten Gewerke ist.

Es gibt also einen Trend zur Vernetzung mit Mehrwertpartnern, gibt es auch noch andere Trends?

Der Innenraumdesigner wird zusehends wichtiger, denn der Endkunde möchte immer öfter mit weniger Firmen seine Wohnung einrichten. Er will möglichst nur einen Ansprechpartner haben, der sich um alles rundherum kümmert. Ob das Jalousien sind, die man mit dem Handy bedient, oder das Garagentor oder die Lichtsensorik, etc – es wird vieles angeboten, aber vieles passiert unkoordiniert nebeneinander. Momentan hat der Endkunde noch zu wenig Übersicht, was es alles Sinnvolles auf dem Markt gibt.

Und daher existiert auch die Chance für den Möbelhandel oder andere Spezialisten – einem guten Elektriker, dem Fachhandel – dem Kunden maßgeschneiderte Lösungen im smarten Heim und im Connected Living anzubieten. Dabei ist es wichtig, dem Endkunden eine einfache Bedienung zu ermöglichen, denn kein Endkunde möchte mit 10 Apps seine Wohnung, sein Haus oder sein Büro steuern. Er möchte im Idealfall mit einer App arbeiten, um alles mögliche – sei es die Heizung, das Licht – zu managen. Und das ist Chance und Herausforderung zugleich für die Bereiche entlang der Wertschöpfungskette, dahingehend sinnvolle Lösungen zu erarbeiten.

Es geht also nicht nur um eine Vernetzung, sondern auch um eine Erweiterung der Gewerke.

Smart Home bietet viel mehr Möglichkeiten gibt als nur Komfort, Sicherheit und Energieverbrauch. Man denke nur an das Thema AAL – Ambient and Assisted Living. Hier gibt es unglaubliches Potential für die Einrichtungsbranche bei den Zielgruppen der älteren Personen und bei Personen mit Beeinträchtigungen, um ihnen ein eigenständigeres Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Auch dort gibt es Potential, sich gut aufzustellen und maßgeschneiderte Lösungen für den Endkunden anzubieten.

Danke für das Gespräch!

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