Warum ist eine gute Aus- und Weiterbildung so wichtig?
Mario Pascal Necker ist Geschäftsführer der E-Necker GmbH und spezialisiert auf Elektrotechnik und Kommunikationselektronik. Der international anerkannte KNX-und Normungs-Experte ist zertifizierter EU-Sachverständiger für KNX/EIB Systeme und Präsident der KNX-Professionals Austria.
Im Interview geht er auf die Notwendigkeit einer guten Ausbildung ein, die in der Beratung und Umsetzung smarter Gebäudetechnik essentiell ist.
Warum ist eine gute Aus- und Weiterbildung so essentiell?
In Österreich ist jeder 6.-7. Neubau smart, in Deutschland bereits jeder zweite bis dritte Neubau. Deutschland ist mit 3,6 Mrd. Euro Umsätze der weltweit drittgrößte Markt für Smart Home-Anwendungen, in den USA ist er bereits 17,4 Mrd. Euro schwer (Daten: Smart-Living-Monitor 2018). Und der Markt wächst rasant: Es stellt sich nicht mehr die Frage, OB sich Elektrotechniker mit smarter Technologie auseinandersetzen müssen – es ist nur mehr eine Frage von Zeit. Wer den Anschluss an seine KundInnen nicht verlieren möchte, sollte sich also mit intelligenter Gebäudetechnologie auseinandersetzen.
Um für ein smartes Gebäude arbeiten zu können, ist allerdings umfassendes Expertenwissen gefragt. Als Elektrotechniker ist es mir wichtig, meine Kunden beraten zu können, um ihnen bei der Gestaltung eines smarten Gebäudes zu helfen.
Smart ist nicht gleich smart
Während Kundinnen häufig das Ein- und Ausschalten oder Dimmen des Lichts per App meinen, sollte die professionelle Sicht ein andere sein. Denn eine Anwendung ist nur dann smart, wenn das Haus selbst agiert – es also automatisiert die richtigen Einstellungen vornimmt. Hier geht es zum Beispiel um das Verhindern des Aufheizens des Gebäudes durch das automatische Schalten der Jalousien. Neben der bereits intensiven Nachfrage nach PV-Anlagen wird auch der Stromspeicher in den kommenden Jahren ein großes Thema werden. Das macht ja auch Sinn, denn jede Kilowattstunde, die ins Netz wandert, ist verloren. Einer der smarten Anwendungen wird also die effiziente Nutzung der selbst produzierten Energie sein.
Ein Smart Home-Berater muss sich in vielen Bereichen auskennen und in der Lage sein, Benefits für die KundInnen auszuarbeiten. Zumindest sollte man in der Lage sein, den Überblick zu behalten und den wichtigsten Nutzen dieser Systeme zu kommunizieren. Ich sollte als Experte über die Produkte am Markt Bescheid wissen und unterscheiden können: Welches System ist das Beste für diesen Kunden? Welche Anbieter haben gute Updates herausgebracht, welche besonderen Eigenschaften haben die Produkte? Braucht der Kunde am besten eine KNX-Installation, oder doch Funksteuerung?
Wer heute noch abwiegelt, diese Technologien seien Science Fiction, der möge sich die Marktdaten genauer ansehen. Smarte Gebäudetechnologie ist heute keine Zukunftsmusik mehr: Diese Systeme sind in Gebäuden bereits integriert, und es werden von Jahr zu Jahr immer mehr. Die Beratung des Elektrotechnikers wird sich immer mehr in die smarten Technologien verlagern. Grundvoraussetzung ist aber natürlich eine gute Ausbildung und das kontinuierliche Aktualisieren des Wissenstands.
Professionelles Agieren schützt unseren Berufsstand
Das Wissen rund um smarte Gebäudetechnologien ist am Elektrotechnik-Sektor leider viel zu gering. Ein Problem stellt aber auch dar, dass Systemintegratoren nicht immer das notwendige Elektro-Know-how mitbringen. Als Gutachter sehe ich viele fehlgeschlagene Projekte – den KundInnen wird dies erst dann bewusst, wenn etwas nicht funktioniert. Im schlimmsten Fall sind diese Gebäude durch die unsachgemäße Installation von Produkten brandgefährdet.
Es muss uns bewusst sein: Durch die mangelhafte Beratung und Umsetzung sowie den „Pfusch“, die nicht sachgemäße Installation der Produkte, bringen wir die Branche und die Gebäudeautomatisation unnötig in Verruf.
Diese Probleme sind nicht notwendig, wir können sie vermeiden wenn wir uns ausreichend auf ‚connected Buildings‘ vorbereiten: Und das können wir nur durch die fundierte Aus- und Weiterbildung erreichen.
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