Höhere Lebensqualität in jedem Lebenszyklus
Ziel des Kompetenznetzwerkes Informationstechnologie (KI-I) ist es, durch Erforschen, Entwickeln, und Verbreiten von technischen und sozialen Innovationen die Lebenssituation von Menschen mit Beeinträchtigungen und älteren Menschen zu verbessern. Die Geschäftsführer DI Dr. Franz Pühretmair (Bild links) und DI Gerhard Nussbaum über die Unterstützung all unserer Lebenszyklen durch smarte Technologien.
Mit smarter Architektur im Neubau und durch die „intelligente“ Sanierung von Bestandsobjekten kann ich mein Haus, meine Wohnung für die Zukunft rüsten. Wenn ich älter werde, ist es so einfacher, mein zu Hause auf meine Bedürfnisse abzustimmen.
Welchen Stellenwert haben heute das barrierefreie Bauen und Sanieren?
Franz & Gerhard: Es ist essentiell, in die Architektur Barrierefreiheit hineinzubringen, auch den Zugang zu schaffen zu barrierefreier Technik. Die Generationen werden immer älter, das muss daher Grundvoraussetzung sein. Beziehungsweise sollte ein leichtes Adaptieren und Anpassen möglich sein. Das betrifft auch die Innenarchitektur: Nach einem Unfall oder im höheren Alter sind z.B. Schalter auf 1,20 m Höhe u.U. ein Problem.
Wir müssen vorausschauender planen, die Lebenszyklen mit einbeziehen. Das Agieren mit Kinderwagen ist übrigens nicht viel anders als mit dem Rollstuhl. Stiegen, Gehsteigkanten, Türen, etc: Jede Mutter mit Kinderwagen ist heilfroh, wenn man vorher barrierefrei geplant hat. Und auch im Alter wird man froh sein, wenn nicht zu viele Stiegen da sind.
Da geht es auch um praxisnahe Planung der Wohnung, z.B. dass man keinen ewig langen Gang plane, Bad und WC eher nahe beim Schlafzimmer lege, um beim nächtlichen Gang auf die Toilette nicht ewig weit gehen zu müssen. Das reduziert auch die Sturzgefahr.
Es geht also um mehr Komfort und Lebensqualität in jedem Lebenszyklus.
Franz & Gerhard: Ja, aber es geht um weit mehr als nur Komfort. In Vorarlberg hat es ein spannendes Projekt zur Wohnungsbeleuchtung gegeben: Die bessere Ausleuchtung mit Lichtszenarien für ältere Menschen hatte den Nebeneffekt, dass die Kunden auf einmal weniger Medikamente wie z.B. Schlafmittel brauchten. Dafür wurde einfach am Abend die Lichtfarbe ins Bläuliche geändert. Bedeutet: Wenn in der Wohnung eine vernünftige Beleuchtung installiert ist, bedeutet das nicht nur Komfortsteigerung, sondern ein Mehr an Lebensqualität.
Ein weiteres Beispiel: Unter dem Begriff „Snoezelen“ können sie sich einen Raum vorstellen, in dem es sich, begleitet von Klängen, Duft, Musik und Lichteffekten, sehr gut entspannen lässt. Dieses Konzept wird bei Menschen mit Mehrfachbehinderungen und bei psychischen und emotionalen Problemen verwendet. Rein nur über diese Umwelteinflüsse können Menschen sehr gut entspannen. Ebenso können wir mit Duftszenarien arbeiten, das ist über Duftlampen und Aromakerzen etc. auch im Wohnungsbereich möglich.
Die eigenen vier Wände als Therapiezentrum?
Franz & Gerhard: Meistens fehlt den Menschen einfach das Wissen, was man heute schon alles machen kann. Bei den Professionisten – bei Ärzten, Pflegepersonal, Physiotherapheuten, etc. – da fehlt oft das (technische) Wissen. Aber auch ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen müssen proaktiv auf die Suche gehen.
Es fehlen die One Stop Shops: Welche Lösung gibt es für mein Anliegen? Solche Stellen und Beratungsangebote gibt es sehr selten. Wir bekommen oft Anrufe aus dem Familienkreis, von Patienten und Klienten mit den Fragen nach Möglichkeiten. Da gibt es oft schon Standardtechnologien, die die Problemstellungen lösen. Das Grundproblem ist das Wissensdefizit, und es gibt zu wenige Anlaufstellen mit diesen Informationen.
Die Betreuungsberufe sind „technikfernere“ Berufe, in dieser Zielgruppe gibt es oft eine große Scheu, technische Hilfsmittel einzusetzen und damit verbunden ist natürlich weiderum ein Informationsdefizit. Wir arbeiten mit Best Practice Beispielen und zeigen die Möglichkeiten auf. Vor allem bei älteren Menschen kommt dann auch noch die notwendige Akzeptanz ins Spiel.
Vielen Dank für das Interview!
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